Asylheime- Tor zur Freiheit!?
Schicksale führen Menschen in Kinderheime, Altenheime,
Behindertenheime oder auch in Asylantenheime.
Heime sind Orte, an denen Menschen zusammen leben, denen ein Leben in
einer Familie oder in geordneten Verhältnissen nicht möglich ist. Ein Kind, das
beide Eltern verloren hat und ohne Verwandte ist, muss in ein Kinderheim. Ein
alter Mensch, der nicht mehr zuhause leben kann, geht in ein Altenheim.
In den letzten Jahrzenten hat eine große Völkerwanderung
eingesetzt. Menschen aus den ärmsten Ländern der Welt, Menschen, die in
Unfreiheit leben, Menschen ohne Hoffnung suchen ihr Heil in der Flucht nach Europa.
Am 10. Oktober 2002 bin ich mit 150 anderen Flüchtlingen aus
Libyen kommend in Sizilien gelandet. In der Sahara wäre ich beinahe verdurstet,
auf der Überfahrt von Libyen nach
Sizilien fast ertrunken- wahrlich kein Einzelschicksal.
Mein Ziel war ein Leben in Freiheit. Meine Hoffnung war
Europa. In Sizilien landeten wir in einem großen Asylantenlager. Zwei Monate durften
wir das Lager nicht verlassen, bewacht von Carabinieri. Mit denen ist nicht zu
spaßen. Irgendwann landete ich in einem Asylheim in der Schweiz. Man lebt dort
mit vielen anderen Menschen auf engstem Raum. Arbeit ist verboten, lernen ebenso. Man wartet
darauf, dass die Tage vergehen. Fernsehen ist die einzige Unterhaltung. Und in den
Nächten entlädt sich mancher Flüchtlingsfrust durch Randale, Gewalt, Lärm. Und
dann immer wieder der ekelhafte Schmutz. Toiletten, Duschen, Kochstellen, alles
starrt vor Dreck, es dreht sich einem der Magen um. Und am nächsten Tag beginnt
das Warten von neuem.
Und wenn man fragt, wie lange noch, dann bekommt man zur
Antwort: „ Wir haben 50. 000 Asylanträge. Das Verfahren kann 50 Jahre dauern.
Wer weiß….“In den Augen der Beamten ist man „ geduldet“. Ich fühlte mich nicht
geduldet sondern verloren. Verlorene Zeit, Zeit ohne lernen zu dürfen, ohne voranzukommen, ohne zu leben, ohne zu lieben - verloren. Und dazu die vielen Zwänge in den
Asylheimen: Mahlzeiten, wenn man sie so nennen konnte, hatten allein das Ziel, die Menschen satt zu
machen- egal womit. Die Welt eines normalen Bürgers besteht aus Schule, Arbeit,
Freizeit, Wohnen, Essen und Ferien. Daraus erwächst Glück. In einem Asylheim
ist Glück ein Fremdwort. Ich habe mich oft gefragt: „ Zekarias, wo bist du? Was
machst du hier? Gehörst du hierher?“ Ich habe immer wieder versucht, diese
Fragen zu verdrängen, um nicht in Depressionen zu verfallen. Denn ich hatte
mich ja für die Freiheit entschieden.
Aber ich habe mich auch gefragt, ob die hoch gepriesenen
Grundrechte der Verfassung auch für Flüchtlinge gelten. Manchmal glaube ich,
sie stehen nur auf dem Papier. Heißt es nicht in dem Gesetzt, dass jeder
Flüchtling die Möglichkeit haben soll, in Deutschland zu leben, wenn er in
seinem Heimatland aus religiösen oder politischen Gründen verfolgt wird? Ich habe
mich auch oft gefragt, warum Flüchtlinge sich in Deutschland nicht frei bewegen
dürfen. Müssen sie wirklich in Asylheimen leben? Muss es für sie wirklich eine
Residenzpflicht geben, ein Lern- oder Bildungsverbot, ein Arbeitsverbot?
Zehntausende Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche leben in
deutschen Asylheimen. Jeder von Ihnen
hat Träume, Hoffnungen, Sehnsüchte, Schmerzen und vielleicht Heimweh.
Sie alle warten. Sie warten auf die Aufenthaltsgenehmigung. Warum muss es Jahre
dauern, bis sie eine Antwort bekommen? Jeder von ihnen hofft, dass sich für ihn
das Tor zu Freiheit öffnet.
Zekarias Kebraeb
Deutschlandstiftung Integration
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