Mein neues Leben ohne Residenzpflicht
Als Flüchtling ohne Legitimation wird man in ein Asylheim
eingewiesen. Asyl klingt nach Schutz, nach Sicherheit und Geborgenheit. Die
Wirklichkeit sieht oft ganz anders aus.
Ich wurde nach Solnhofen, einem Dorf mit 1900 Einwohnern in
Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen geschickt. Ein Asylheim mitten im Dorf, auf
dem Lande, in Bayern, kaum vorstellbar.
Niemand kann sich vorstellen, wie schwer das Wort „
Residenzpflicht“ wiegt. Einen Ort nicht verlassen dürfen und das mit vielen
anderen Flüchtlingen, das ist, wie in einem offenen Gefängnis zu leben. Langweile, Streit, der
Frust des nichts Tuns und die Enttäuschung mancher Flüchtlinge entlud sich oft
genug in Gewalt. Zerbrochene Möbel und Fenster, verdreckte Küchen und Sanitäranlagen
– Trauer, Enttäuschung und Wut waren die Folge.
Dazu das Verbot, keine Schule besuchen zu dürfen um etwas Sinnvolles zu
lernen. Immer wieder die vergebliche Bitte um einen Urlaub, eine Ausnahme, ein
kleines Stück Freiheit- „ Abgelehnt“!
Heute ist alles anders. Als anerkannter politischer
Flüchtling bin ich frei. Ich darf überall hinfahren und fliegen und darf auch
wieder nach Deutschland einreisen. Diese Freiheit ist für mich unbeschreiblich.
Weil ich heute frei bin, kann ich mein Leben selbst in die Hand nehmen z.
B nach Berlin umziehen, arbeiten, mich
um meine Bildung kümmern, viele Lesereise machen und letzte Woche sogar an einer
Konferenz in den USA teilnehmen.
In der letzten Woche bin ich nach Washington D.C zu einer
Konferenz über die Zukunft Eritreas geflogen und weiter zu einer Lesung nach
Bern in die Schweiz. Das war der Wechsel von einem kleinen isolierten Flüchtling
zu einem Weltreisenden. Was für eine wunderbare Erfahrung, frei zu sein! Das
hat mich ermutigt, meinen Landsleuten weltweit Mut zu machen, meine Meinung in
der Konferenz zu sagen, über meine Erfahrungen in verschiedenen Städten zu
berichten und natürlich mein freies Leben zu genießen.
Die Residenzpflicht mag ein politisch notwendiges Mittel
sein. In der Wahrnehmung eines Asylanten bedeutet die Residenzpflicht Lern- und
Arbeitsverbot, wie in einem offenen Gefängnis.
Zekarias Kebraeb
Deutschlandstiftung Integration
Juni 2012
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