Samstag, 31. August 2013

                               Warum bin ich hier?


weil Deutschland reich ist? Weil es hier schöne Straßen und Autos gibt oder weil ich ein Luxusleben führen möchte? Warum bin ich hergekommen? Was erwarte ich von diesem fremden Land?
Ich glaube jeder Mensch hat einen Traum. Mein Traum war es, ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit zu führen. Ich kann niemandem dienen. Ich bin nicht aus Eritrea weggerannt, weil ich das Land und die Menschen dort hasse. Nein!! Ich bin weg gegangen, weil ich frei sein wollte, nicht weil ich Geld haben wollte. In Deutschland bin ich frei und werde meine Freiheit niemals für materielle Unterstützung, sprich Geld, verkaufen. Es ist einfach, Flüchtlinge zu kaufen, weil sie nichts haben, aber wer sich kaufen lässt, macht sich abhängig und ist nicht mehr frei.

Man muss etwas geben, um etwas zu bekommen. Zum Beispiel seine Unabhängigkeit. Flüchtlinge werden ihr Leben lang verkauft und gekauft. Weil sie wie Tiere sind und keine Rechte haben. Kein Recht zu gehen und kein Recht zu bleiben, kein Recht sich zu schützen oder sich seinen eigenen Weg zu wählen. Sie haben Schlepper und am Ziel angekommen haben sie keinen Geburtsnamen mehr und kein Herkunftsland, sie sind Nummern bei der Ausländerbehörde........
Ich bin glücklich, dass ich mein Leben so führen kann, wie ich es möchte. Ich wähle und bestimme heute was ich anziehe, esse, trinke und den Ort, wo ich leben möchte. Deshalb bin ich stark, alleine oder zusammen mit denjenigen, mit denen ich zusammen sein will. Ich bin kein halber Mensch. Ob ich in Berlin, in Nürnberg oder in Afrika lebe. Ich gebe nicht auf. 

Zekarias Kebraeb

Donnerstag, 29. August 2013

     Wie Hilfsorganisationen, Stiftungen und Vereine helfen?!



Als Kind musste meine Mutter nach dem Tod meines Vaters eine Katholische Hilfsorganisation in Eritrea um Hilfe bitten, da es keine Witwen- oder Waisenrente gab. Aber die Organisation hat nicht geholfen, sondern hat uns ausgenutzt. Sie haben uns Kinder fotografiert und die Fotos nach Deutschland geschickt, um damit um Geld für uns "arme Waisenkinder" zu betteln. Viele Menschen in Deutschland haben gespendet, es ist nur leider nichts bei uns angekommen, sondern das Geld blieb bei der Kirche und den Pfarrern und Klosterschwestern, die mit schönen Autos herum fuhren und weit weg von uns armen Menschen in schönen Häusern wohnten. 
Auch die meisten NGOs (.......) arbeiten für sich. Auch sie fahren tolle Autos, haben afrikanische Nannies, Köchinnen und Putzfrauen und wohnen in Luxusvillen. Viele Spendengelder fließen an die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen und Stiftungen oder an diejenigen, die das richtig Parteibuch haben oder den richtigen Glauben.
Einige schlaue Menschen eröffnen Stiftungen oder Hilfsorganisationen im Namen von "Armen Kindern, Straßenkindern, behinderten und kranken Kindern" oder auch im Namen von "Migration".Aber in Wirklichkeit geht es nicht um Kinder oder Migranten sondern um Profit. Viel Geld fließt in Werbung und noch mehr in die eigenen Taschen, die immer dicker werden. Sie machen große Feste und laden "große Menschen" ein, um zu feiern und um dann zu berichten: "Wir haben Menschen geholfen." Wer Werbung, Medien und Geld in seinen Händen hält, bekommt noch mehr Geld und Macht. 
Als Waisenkind, Afrikaner und Flüchtling kenne ich viele Hilfsorganisationen und Stiftungen. Die meisten waren und sind arrogant. 


Zekarias Kebraeb

 

Sonntag, 21. Juli 2013

                                                               Migration in Europa




Auch in Europa flüchten Menschen. Es sind aber andere Flüchtlinge als ich. Sie flüchten nicht vor lebenlangem Militärdienst, Diktatur oder Folter. Es sind sogenannte Arbeits- und Armutsmigranten. In den vergangenen zwei Jahren kamen mehrere hundertausend Menschen nach Deutschland, um Arbeit zu finden. Die meist jungen Menschen kommen aus Spanien, Italien, Griechenland, Bulgarien und Rumänien. Da ist beispielweise der Familienvater aus Madrid, der nach München geht, um als Küchenhilfe zu arbeiten. Viele junge Spanier sehen in ihrem Land  keine Zukunft. Sie lernen deutsch und gehen nach Deutschland. Es gibt kleine Städte wie Wunsiedel (Oberpfalz) in Bayern, die werben um junge Zuwanderer. Beide gewinnen. Die jungen Spanier bekommen Arbeit und Zukunft, und die kleinen Städte, die an Bevölkerungsrückgang leiden, gewinnen junge Menschen und auch an Zukunft. 2012 zogen laut Süddeutscher Zeitung eintausend Akademiker und Doktoranten aus Italien nach München. Sie sahen in ihrem Land keine Perspektiven. "Generation Praktikum" heißt es, wenn gut ausgebildete, studierte 25- und 30-jährige Leute keine ordentliche Arbeit finden.Auch viele Bulgaren und Rumänen kamen nach Deutschland, besonders nach München. Manche betteln. Sie schlafen auch in Parkanlagen und in Obdachlosenunterkünften.

Zekarias Kebraeb


Freitag, 19. Juli 2013

                                                Anerkennung in Deutschland


Als ich Ende April aus Addis Abeba zurückkehrte, hatte ich im Mai sieben Lesungen. Ich war eingeladen von der Amnesty Hochschulgruppe Berlin und vom Bundespolizei aus- und fortbildungenzentrum Oerlenbach in Unterfranken. Ich stellte mein Buch beim "Heidelberger Kreis" in Heidelberg vor. Und ich war mit meiner Co-Autorin Marianne Moesle in Friedberg (Hessen) und beim Sommerblut-Festival in Köln. In Stuttgart hatte ich eine Lesung bei der demokratischen eritreischen Community und in Krefeld bei der Volkshochschule.
Vergangenen Sonntagmittag war ich mit Marianne Moesle zur Buchlesung in der wunderschönen Galerie Nelly 5 in Aschaffenburg.



Im August 2011 ist unser Buch "Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn" erschienen. Seitdem wurde ich im gesamten Bundesgebiet zu etwa 30 Buchvorstellungen und -lesungen eingeladen. Oft gemeinsam mit Marianne Moesle. Es waren wunderbare Veranstaltungen. Marianne und ich erhielten sehr viel aufrichtige Anerkennung und Wertschätzung. Viele Menschen interessieren sich für meine Fluchtgeschichte und das Buch. In Deutschland leben viele sozial-engagierte Menschen. Deutschland ist ein Land mit vielen guten Menschen.

Zekarias Kebraeb
Deutschlandstiftung Integration

Freitag, 31. Mai 2013

                                             Diskriminierung ist gegen Integration

Der zug ist voll und fährt mit den Fahrgästen. Die Fahrtgäste sind nicht alle Deutsche. Im Zug sind Menschen aus verschiedenen Ländern. Jeder hat den gleichen Tarif bezahlt, aber sie sind nicht alle gleich.
Die Polizei sucht regelmäßig illegale Einwanderer im Zug. Um ihre Aufgabe zu machen, müssen die Polizisten zuerst Menschen mit anderer Hautfarbe kontrolliren.




Fall 1
Ich wollte vor ca. 3 Jahren von Nürnberg nach Frankfurt/Main fahren. Ich spreche deutsch und habe gedacht, Deutschland ist meine zweite Heimat. Als ich mit dem Zug Würzburg erreichte, kamen zwei Polizisten auf mich zu und wollten nur mich kontrollieren. weil ich nur die einzige dunkelhautige Person im Zug war. Das hat mich sehr geärgert und ich fragte mich, ob ich mich weiter integrieren soll oder nicht. Was ist, wenn ich Deutschland noch 50 Jahre lebe und die Polizei 50 jahre lang mich als illegaller Einwanderer kontrolliert? kann ich das aushalten?

Fall 2
Eine ältere deutsche Dame sitzt alleine im Bus. Ich wollte neben ihr sitzen. Aber die Frau war nicht glücklich. Sie hat ihre Tasche festgehalten. Sie hatte Angst. Sie dachte, dass ich ein Dieb bin.

Alle dunkelhautigen Menschen sind nicht Betrüger. Und alle Hellhautige Menschen sind keine Engel.
Alle Deutsche sind nicht fremdenfeindlich. Und alle Araber sind keine Terroristen.
Wir sind alle gleich.Wir haben alle eine Mutter. Und wir sterben auch alle.


Zekarias Kebraeb

Sonntag, 21. April 2013


                                          Eritrea stirbt aus

Ich war im Norden Äthiopiens. In einer äthiopischen Region, wo die Menschen meine Muttersprache Tigrigna sprechen und tausende eritreische Flüchtlinge leben. Es ist wie eine Flut. Aus Eritrea kommen Kinder, Frauen, junge Männer, ältere Damen und Herren  jeden Tag über die Grenze nach Äthiopien. Es ist sehr gefährlich, aber die Flüchtlinge haben keine andere Wahl. Sie müssen entscheiden, entweder Tod oder Leben. Wer aus Eritrea flüchtet, wird erschossen. Eritreische Soldaten haben die Pflicht,  auf Flüchtlinge zu schießen. Viele Kinder kommen ohne Eltern und viele Eltern kommen ohne ihre Kinder. Jeden Tag.
Ich habe viele Kinder gesehen, die sehr traumatisiert sind. Viele weinen, weil sie Heimweh haben. Ich habe auch viele Flüchtlinge getroffen, die nur zuhören, aber nicht sprechen. Viele werden in die USA geschickt,  damit sie dort besser leben können und sich dort integrieren. Das ist aber nicht die Lösung. 

Eritrea hat nur ca. 5 Millionen Einwohner. Fast 2 Millionen sind schon auf der Flucht. Und es geht weiter....
Wir sind überall nicht akzeptiert. Eritreer und Eritrea werden oft ignoriert. USA, EU, AU sehen Eritreer als Problem für ihre Länder und ihren Kontinent. Eritreer in Israel und in arabischen  Ländern leben wie Tiere und Sklaven. In Europa, besonders in Italien,  müssen wir auf der Straße leben. In Deutschland dürfen Eritreer oft nicht lernen und ihre Landkreise oft nicht verlassen. Sie sind gefangen ...
Dies wird aber eines Tages vorbei sein. Es wird  Geschichte sein. Wir müssen aber kämpfen, kämpfen für unsere Rechte.Wir haben ein Recht, in Freiheit zu leben. Die Welt gehört nicht nur dem Westen,  sondern auch  Eritrea und Afrika. Aber ich bin sehr enttäsucht, daß die Welt uns zuschaut.

Zekarias Kebraeb

Freitag, 5. April 2013

                                                 
                                                    Sechzig Tage in Äthiopien

Die ersten Tage waren so schwer. Viele Dinge konnte ich nicht akzeptieren.
Ich musste immer fragen: Warum muss das so sein? Ich dachte und überlegte wie ein Deutscher. Heute lebe ich wie ein Äthiopier. Nach sechzig Tagen ist das Leben in Äthiopien sehr angenehm. Ich habe zwei Monate intensiv für mein Studium gelernt und die Zulassungsprüfung bestanden. Ich darf ab September in Addis Abeba studieren.
 
Nächste Woche besuche ich ein eritreisches  Flüchtlingscamp im Norden Äthiopiens. Ich bin sehr gespannt. Ich werde eine Lesung auf Tigrigna machen und den Flüchtlingen über die gefährliche Flucht nach Europa berichten. Ich glaube es wird sehr emotional. Ich werde über mein Erlebnis mit den Flüchtlingen nächstes Mal schreiben........
 
Zekarias Kebraeb
Deutschlandstiftung Integration

Montag, 4. März 2013

                                         Mein Leben in Addis  

Alle Menschen sehen genau so aus wie ich. Sie sind schlank, gross und sie haben braune Hautfarbe. Wenn ich nicht selber erzähle,  woher ich komme, merkt man nicht,  daß ich Ausländer bin. Ich spreche sehr gut Amharisch. Ich kenne Äthiopien. Die Stadt ist sehr gross, sonnig, schmutzig und überall Baustellen. Die Regierung baut gerade viele Hochhäuser und Strassen. Viele Ausländer wandern nach Addis aus. Ich habe viele eritreische Flüchtlinge getroffen, einer von ihnen ist der Sohn meines Onkels.
Hier gibt es keine U- Bahn, Strassenbahn und keinen Zug. Es gibt nur große und kleine Busse. Auf der Straße sieht man oft nur junge Menschen unter 30. Die Mentalität ist total anders als in Deutschland. Sozialleben ist hier sehr wichtig. Meine Nachbarn sind hier wie meine Familie. Wenn ich zu spät nach Hause komme, machen sie sich Sorgen und wenn sie kochen, essen wir zusammen. Die Menschen sind sehr arm, aber sie haben eine unglaubliche Hoffnung und sie sind sehr glücklich. Musik spielt hier  eine große Rolle. Wenn man auf der Straße  zehn Minuten geht, man hört zehn Lieder. Depression und Einsamkeit ist hier undenkbar. Ich bin hier glücklich!!


Zekarias Kebraeb
Deutschlandstiftung Intergration

Dienstag, 15. Januar 2013


Die Deutschlandstiftung Integration ist eine Stiftung, die mir die Tür geöffnet hat!

Am 13.01.2012, genau vor einem Jahr sprach ich im Fernsehen über meine Flucht aus Eritrea. Der Moderator fragte mich: „ Zekarias warum sind sie aus Eritrea geflüchtet?“ Ich überlegte nicht lange und antwortete ihm sofort mit dem Satz: „ Ich bin geflüchtet um frei zu sein, Freiheit zählt über alles!“

Herr Fürstner, Vorsitzender der Deutschlandstiftung, der normalerweise kein Fernseher sieht und mich an dem Tag zufällig in der SWR-Sendung „Nachtcafe“ sah, war sofort von meiner Sehnsucht nach Freiheit begeistert und lud mich nach Berlin ein. Sehr gerne nahm ich seine Einladung an und reiste nach Berlin. Die Deutschlandstiftung war bereit mir zu helfen und ich zog nach Berlin. Die Stiftung versuchte mein Abiturzeugnis aus Eritrea in Deutschland bei den Behörden anerkennen zu lassen, meine Deutschkenntnisse zu verbessern und meinen Zukunftsweg zu erleichtern.

 
Seit einem Jahr betreibe ich einen Blog. Ich schreibe regelmäßig über meine Fluchterfahrungen und mein Leben als Flüchtling in Deutschland. Ich las Bundesweit aus meinem Buch, um auf die Flüchtlingssituation in Deutschland aufmerksam zu machen und um darüber zu informieren, wie wichtig ein Leben in Freiheit ist.

Das Jahr 2012 war für mich mit Hilfe der Deutschlandstiftung ein unglaublich erfolgreiches Jahr. Ich habe Deutsch gelernt, meinen Führerschein gemacht, mich für einen Studium vorbereitet und einen Antrag auf Einbürgerung gestellt.
Integration heißt für mich: Mitmachen, zusammenleben, unterhalten und die Chancen, die Deutschland bietet, zusammen zu nutzen. Ich habe das zusammen mit den Mitarbeitern der Deutschlandstiftung erlebt. Sie haben mich akzeptiert, gelobt und unterstützt.

Ohne die Stiftung wäre ich heute woanders. Vielleicht wäre es undenkbar, was ich hier in Berlin mit der Hilfe der Deutschlandstiftung geschafft habe.

Zekarias Kebraeb