Mittwoch, 11. April 2012


                                                      Eritrea Land ohne Zukunft

Endloser Militärdienst, Drill, Misshandlungen, Folter, Sklaverei…Menschen ohne Zukunft, Land ohne Zukunft- Eritrea ohne Zukunft. Mit 17 musste ich meine Mutter und meine Heimatstadt Asmara in  Eritrea verlassen. Die Alternative wäre eine endlose Militärsklaverei gewesen. Wer das in Eritrea nicht akzeptiert, wird  verhaftet und gefoltert! Das wollte ich nicht. Eine Zukunft in Eritrea hatte ich nicht. Ich wollte nicht Sklave sein, auf ein Studium verzichten, auf Bildung, auf Hoffnung, auf Zukunft.
Die Straßen sind voll von Militärpolizisten. An jeder Ecke muss man seinen Ausweis zeigen und erklären, warum man nicht beim Militärdienst ist. Wer keine Ausnahmegenehmigung  hat, wird geschlagen, sofort ins Gefängnis gebracht oder nach Sawa in ein Militärlager geschickt. Niemand will das aber in einem diktatorischen Land entscheidet allein der Diktator. Alle andere haben keine Stimme, sind unwichtig. Flucht und Sklaverei beim Militär ist für ihn völlig normal. Diktatoren sind Krank, brutal, haben keine Zukunft. Am Ende sterben oder fliehen sie. Irgendwann geht auch die Zukunft einer Diktatur zu Ende. Alles hat seine Zeit. Darauf setzen wir. Dann beginnt die Hoffnung für Eritrea, auf die so viele Menschen setzen.

Aber der Preis ist hoch. Ein junger Mensch ohne Hoffnung mit 17 oder 18 Jahren beim Militär. Jedes Jahr dort ist ein verlorenes Jahr, ohne Ausbildung, Schulabschluss, ohne Einkommen. Die einzige Universität in Asmara ist seit 2006 geschlossen. Aber Eritreas Diktator bekämpft sich: „ Wir sind die Nummer 1 in diesem Kontinent“.

Eritreas Diktator hält sich durch Waffen, Militärlager und Krieg an der Macht. Das Ergebnis sind Not und Verzweiflung. Ich habe lange überlegen müssen, wie ich dem begegne. Am Ende war die Flucht meine einzige Chance, und die Hoffnung, meine Zukunft in einem anderen Land aufzubauen. Diese Flucht hätte mich mehrfach fast mein Leben gekostet. Und ich weiß, es sind außer mir tausende junger Menschen, die den gleichen Weg gehen. Aber der Preis ist hoch. Immer wieder verdursten Flüchtlinge in der Wüste, versinken seeuntaugliche Boote im Mittelmeer. Der Tod ist der ständige Begleiter der Flüchtlinge.

Gibt ist eine Zukunft für dieses kleine Land Eritrea? Solange die Jugend dort als Kanonenfutter die Grenzen verteidigen muss, um die Sicherheit des Diktators zu garantieren und seine Existenz zu sichern, nicht. Solange es keine Universitäten gibt, solange Unfreiheit und Terror das Land regieren, nicht. Zukunft braucht Freiheit. Ich hatte für mich keine andre Wahl. Für mich ist Deutschland meine neue Heimat. Hier habe ich Zukunft, weil es Menschen gibt, die an mich glauben, die mich stärken und mein Leben in Freiheit lebens- und liebenswert machen. Aber wenn ich zurück blicke, bricht es mir fast das Herz bei dem Gedanken an  mein Land ohne Zukunft.

Zekarias Kebraeb
Deutschlandstiftung Integration
April 2012




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