Mittwoch, 13. Juni 2012


               Glücklich als Flüchtling- wie geht das?

Flüchtling sein, heißt ungeliebt und ungewollt sein. Als Flüchtling ist man   nicht willkommen, nirgendwo. Staaten, Behörden, Beamte, Polizisten, Grenzschützer…….. Niemand will sich mit Flüchtlingen abgeben. Flüchtlinge werden oft als Bedrohung wahrgenommen. Deshalb stellt sich die Frage: Kann man als Flüchtling glücklich sein? Wie soll das gehen?

Flüchtlinge erwarten nach ihrer Flucht ein besseres Leben, ein Leben in Frieden und in Freiheit. Die Wirklichkeit sieht aber leider ganz anders aus. Die Hoffnung auf das Paradies der Freiheit geht fast nie in Erfüllung. Ich hatte vor meiner Flucht aus Eritrea überhaupt keine Ahnung, wie meine Zukunft aussehen würde und wusste nicht, was auf mich zukommt. Ich wollte nur Eritrea verlassen, das Land in dem Diktatur herrscht, keine unabhängige Justiz Recht spricht, kein Parlament die Regierung kontrolliert, Freiheit ein Fremdwort ist. Was würde mich nach meiner Flucht erwarten? Hätte ich eine Chance, selbstbestimmt zu leben, glücklich zu werden? Am Anfang sieht man nur die Hoffnung. Als ich in der Wirklichkeit ankam, wich der Hoffnung eine große Mutlosigkeit, am Ende Verzweiflung.

Als ich z.B.  den Sudan erreicht  hatte, war die Freude über die endlich gewonnene Freiheit groß. Aber mein Glück war schnell vorbei. Denn plötzlich war ich ein Illegaler ohne Aufenthaltsgenehmigung, ohne Papiere   ständig auf der Flucht vor der Polizei und auf der Suche nach einem sicheren Versteck. Ich war eben ein Flüchtling, ohne  Hoffnung und auch ohne die ersehnte Freiheit. Kein Grund, glücklich zu sein.

Flüchtlinge haben Angst, Angst vor Abschiebung, Verhaftung, Vergewaltigung, Gefängnis… Das kleine Glück ist, wenn man auf der Flucht wider Erwarten Hilfe erfährt, sei es durch Mitflüchtlinge oder einfach nur durch Menschen, die ein Herz für die Not des anderen haben. Aber für wie viele tausende ist die Hoffnung auf Hilfe vergebens gewesen!

In den langen Jahren, in denen ich in den Asyllagern festgehalten wurde, nicht lernen durfte, eigentlich nur die Zeit tot schlagen konnte, war meine einzige Zerstreuung das Fernsehen. Über Stunden habe ich in den Kasten geschaut, vieles nicht verstanden und am Ende Depressionen  bekommen. Das ist das Gegenteil von Glück!

Dabei wären Mut und Zuversicht nötig, um den Menschen eine Perspektive zu geben,  sie zu bestärken, auf ihre eigenen Kräfte und Hilfe setzen zu können. Nur so kann Hoffnung entstehen. Ich habe immer um ein wenig Hoffnung in meinem Herzen gerungen. Sie zu verlieren, wäre mein Tod gewesen. Denn nur wer Hoffnung hat, hat eine Chance auf ein wenig Glück. Trotz aller- Verzweiflung, der ich mich als Flüchtling nicht entziehen konnte- ein wenig  Hoffnung hatte ich immer und damit auch die Chance auf  Glück.

Zekarias Kebraeb
Deutschlandstiftung Integration


1 Kommentar:

  1. Christian Schmidt-Anders christian.schmidt-anders@t-online.de8. September 2012 um 05:24

    Lieber Zekarias, (darf ich so sagen?) Ich habe Dein Buch gelesen und geweint, mich geschämt. Ich kenne Deine Heimat, da ich 1977 für einige Zeit in der Gegend von Asmara in einem Camp als Helfer gearbeitet habe. Ich kenne die Probleme Deiner Leute wie die der Yemeniten oder der Mauretanier, und ich kenne die Unmenschlichkeit unseres deutschen (europäischen) Systems in Bezug auf Flüchtlinge. Ich werde Dein Buch und Deine Geschichte den Jugendlichen mit denen ich zusammenarbeite nahe bringen und damit ein bisschen Hoffnung. Dank Dir

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